Post an Georg

Euer Liebstes in dieser schweren Zeit genommen

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Feldpost
Herrn Georg Schmiele
Halver Südstraße
Westfalen

Frankreich, den 23/9 1914

Ihr Lieben!
Gestern Abend teilt mir Lydia mit, daß Euch der Herr Eurer Liebstes in dieser schweren Zeit genommen hat. Ich wußte bald selbst nicht was ich las und kann es bis heute noch nicht begreifen wie es möglich sein kann.

Schwerer Schicksalsschlag für Georg Schmiele und seine Frau Ida: Die kleine Tochter ist wenige Wochen nach Kriegsausbruch plötzlich gestorben. Davon haben auch diese Bekannten erfahren, sie schreiben von der Front diesen Kondolenzbrief.

Aber was hilft es wir sehen alle zu kurz gegen die Augen unseres himmlichen Vaters. Euer Verlust ist ja wieder sehr schwer und dennoch wollen wir es mit dem Dichter sprechen: Ihn, Ihn laß tun und walten er ist ein weiser Fürst u.s.w. der Herr wird auch hierbei Euer Bestes im Auge haben. Nehmt ihr doch auch dieses Schwere aus Gottes Hand u. werdet nicht verzagt.

Mann hatte hier eben garnicht daran gedacht. Große Verluste sind ja heute manch einer jungen u. alten Familie schon zuteil geworden. Wir hatten schon des öfteren darüber gesprochen das Georg doch auch gut Stück vor uns ab hätte den da fingen erst ansträngende Märsche an. Wir sind nun schon 10 Tg im Schützengraben, erhalten jeden Tg. schweres Granatfeuer, daß es nur so gut gegangen ist wirklich auch ein Wunder. Nun wir wissen es ja auch noch nicht was der Herr mit uns noch vor hat. Wir wollen Ihm vertrauen u. uns immer Ihm von neuem übergeben.

L. Ida sollte Dich Georg schon wieder verlassen haben bestelle einen schönen Gruß. Ich muß nun schließen, kann die Linien schon nicht mehr sehen. Der Herr sei mit Dir u. schenke Dir Kraft dieses schwere zu überwinden.

Lydia kommt nun auch immer wieder näher der bangen Stunde auch sie wollen wir immer wieder dem Herrn ans Herz legen. Aus unser Zeit kann ich Euch nichts weiter mitteilen denn wir waren jeden Tg. auf eine Änderung bzw gr. Sieg.

Nun seid alle herzlichst gegrüßt u. dem Herrn befohlen

Auf Wiedersehen Hermann
grüßt mir Lydia

Es Gr. Fritz Köster
Es Grn. Otto Mörchen
Johannes Sonnenhol
Ernst Seckelmann
Otto Flühs
Fritz Hellmann
Heinrich Kratz
Walter Holthaus

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100 Jahre danach

Die Feldpostbriefe von Georg Schmiele erscheinen hier jeweils auf den Tag 100 Jahre, nachdem der gebürtige Berliner sie geschrieben hat. Was hat er im Ersten Weltkrieg erlebt und wie hat er den Krieg wahrgenommen? Veröffentlicht werden die Briefe von seinem Urenkel Carsten Fischer und Familienangehörigen.

Zur Person

Georg Schmiele

Ich bin Georg Schmiele, geboren 1888 in Berlin. Am 2. August 1914 wurde ich zum Kriegsdienst eingezogen. Wie es mir an der Front im Westen ergeht, schreibe ich meiner Frau Ida regelmäßig in meinen Briefen. Wir wohnen in Halver in Westfalen. Hier beginnen meine Feldpostbriefe und hier ist mein Lebenslauf.

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