Post von Georg

Im Schützengraben Honig gegessen

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Gefr. Schmiele
15 Res. A.-K. 30 Res Div.
Flieger-Abt. Nr. 65
im Westen

Frau Georg Schmiele
in Halver i/Westfalen
Kreis Altena

[ohne Ortsangabe] geschr. d. 22.8.15
17)

Meine liebe Ida!

Du wirst gewiß mit Sehnsucht auf den versprochenen Brief gewartet haben. Ich habe bis jetzt keine Zeit gehabt. Wir wechseln unseren Standort und dann giebts viel zu tun. Ich habe deine Karten bis 22 erhalten; danke Dir auch daß Du so viel geschrieben hast; trotzdem es Dir sicher schwer würde; aber das ist noch das einzige worüber ich mich freuen kann. Ich habe manchmal ordentliche Sehnsucht nach Euch. Was macht denn die kleine Elisabeth? Ich möchte Euch beide mal gerne sehen. Ich kann mir ja daß auch vorstellen; von unserer Martha her. Jetzt haben wir in diesem Kriegsjahr eins verloren und wieder eines geschenkt bekommen. Ich denke gerade an voriges Jahr am heutigen Tage (22 August) da lagen wir um diese Zeit nach dem Gefecht im Schützengraben und vor uns die Franzosen. Da haben wir noch den Rest von dem Honig gegessen, den wir mitgenommen hatten. Damals war Hermann noch dabei. Jetzt ist er schon lange da, wo kein Elend mehr ist. Aber wir zurückbleibenden haben die Schlacht weiter zu kämpfen; bis wir dort angelangt sind wo kein Leid und kein Geschrei mehr ist.

L. Ida am 26.ten ist dein Geburtstag, und da wünsche ich Dir Gottes Segen. Es ist der 2te Geburtstag den Du in diesem Kriege begehst und wo ich draußen bin. Wills Gott sind wir nächstes Jahr wohl wieder zusammen. Ich denke Du machst es mit der Taufe so, wie Du es mir geschrieben hast. Ich habe keinen besonderen Wunsch weiter. Ich wäre ja gerne mit dabei aber es geht nicht. Aus Elberfeld habe ich eine Wurst bekommen; ich muß noch hin schreiben. überhaupt kannst Du kommen und schreiben mir die Karten und Briefe die ich alle schreiben soll. Na die werden schön warten. Ich warte auch manchmal auf eine Wurst und hab keine. Sonst geht es mir ja gut. bei den jetzigen Verhältnissen kann man es ja nicht so genau nehmen. Wie es dort ist, wo wir nächstens hinkommen, muß ich erst mal sehen. ich werde Dir dann schreiben. Schade das man kein großes Paket schicken kann. aber das dauert zu lange. Ich bin schon zufrieden wenn ich ein […]tags-Paket bekomme. Außerdem kann ich mir ja etwas kaufen wenn was da ist.

Augenblicklich ist hier schlechtes Wetter. Immer Nebel und Regen. da läßt sich natürlich kein französischer Flieger sehen. Bei gutem Wetter sind sie da. Sie haben schon verschiedentlich unseren Platz überflogen. Sie werden dann sofort beschossen. Wir gehen dann in unsere Unterkünfte Im Falle sie Bomben werfen und wegen den Sprengstücken die bei der Beschießung runter fallen. Vor ein paar Wochen ist ein Stück ungefähr 3 Meter von mir in die Erde gefallen. Ein Leutnant hats noch aufgehoben. Da bin ich aber schnell in den Unterstand gegangen. und zwar so schnell, daß ich mir den Kopf an einem Balken gestoßen hab und mein Dach eine ziemliche Beule hatte. Na das kommt eben alles vor. Nun liebe Ida will ich schließen. Grüße Onkel u Tante recht herzl. von mir. Tante ist doch sicher wieder jetzt oben drauf. Grüße auch ins Mesenhohl und Lydia auf Lingen. sowie Eickers.

Nun leb wohl Gott befohlen
Euer Vater Georg
Viele Grüße u Küße an die kleine Elisabeth
Schreib bald wieder

[Dem Brief liegt ein zusätzliches Blatt mit angesteckten Heidekraut bei]

Einen herzl. Gruß aus den Vogesen sendet Euch Euer Vater Georg

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100 Jahre danach

Die Feldpostbriefe von Georg Schmiele erscheinen hier jeweils auf den Tag 100 Jahre, nachdem der gebürtige Berliner sie geschrieben hat. Was hat er im Ersten Weltkrieg erlebt und wie hat er den Krieg wahrgenommen? Veröffentlicht werden die Briefe von seinem Urenkel Carsten Fischer und Familienangehörigen.

Zur Person

Georg Schmiele

Ich bin Georg Schmiele, geboren 1888 in Berlin. Am 2. August 1914 wurde ich zum Kriegsdienst eingezogen. Wie es mir an der Front im Westen ergeht, schreibe ich meiner Frau Ida regelmäßig in meinen Briefen. Wir wohnen in Halver in Westfalen. Hier beginnen meine Feldpostbriefe und hier ist mein Lebenslauf.

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