Post von Georg

Ich helfe jetzt Ersatzreservisten ausbilden

0 Kommentare 31. Oktober 1914

An
Frau Georg Schmiele
in Halver i/Westfalen
Kreis Altena

Abs. Gefr. d. Res. Schmiele
Komp. des Ers. Battl.
Res. Inf. Reg. No 81
in Gensingen b/Bingen

Gensingen, d. 31.10.1914

Meine l. Ida!

Endlich komme ich dazu dir zu schreiben. Trotzdem ich ja schon viel geschrieben habe, bist du immer noch nicht zufrieden. Ich werde mir wohl noch einen Schreiber aufstellen müssen, der jeden Tag 2 Briefe schreibt. Vergiß du mir nicht zu schreiben. Lieber Schatz dein Paket habe ich erhalten ich habe mich sehr gefreut. Es ist doch immer ein Zeichen von seinen Lieben. Es geht mir hier sehr gut. Hier in meinem Quartier bekomme ich auch meine Wäsche gewaschen. Es fehlt mir hier also an nichts, nur du noch. Diese Woche habe ich viel Arbeit gehabt. Ich helfe jetzt Ersatzreservisten ausbilden und da giebts viel Dienst- Dann habe ich auch im Weinberg geholfen. Hier ist jetzt gerade die Weinernte, ist aber nicht viel los. Vorigen Sonntag war ich nach Oberingelheim und habe die drei besucht. Wenn Gott will fahren ich am Sonntag wieder hin. Mann freut sich immer wenn man ein bekanntes Gesicht sieht. Schade daß wir drei nicht zusammen sind. Ernst Klaar ist hier in der 4. Komp. in einem Nachbarort. Wenn ich gewußt hätte, daß er dabei war, dann hätte ich gesorgt, daß er in unsere Kompagnie kam. Aber es war schon zu spät. Am 5. November rückt wieder ein Transport ab. Alles geheilte Verwundete, die Ersatzreservisten sind erst in 3 Wochen fertig. Dann werde ich wohl auch wieder mit müssen. Es sind schon viele von unserem [Battallion] wieder hier mit denen wir von Bingen ausgerückt sind.

Wir geht es denn Lydia? Ist sie noch in Halver oder unten auf der Löhbach. Wenn ich drann denke; tut es mir sehr leid für sie. Gerade in dieser Zeit. Ich wäre mal gerne bei Euch. Onkel schrieb ja von wegen dem Urlaub. Er wird wohl schon einen Brief unterwegens haben. Ich glaube zwar kaum, daß es was giebt, aber versuchen kann man es mal. Ich werde Euch dann schreiben.

Wilhelm Scharwächter ist vorigen Sonntag in Urlaub gefahren. Wir haben ihn noch zur Bahn gebracht. Ich wäre gern mit gefahren, aber es ging nicht und so konnte ich dir nur meine Grüße mit schicken. Gott gebe daß es bald ein Ende nehme. Br. Fritz hat hier in der Verlustliste gestanden; als tot. Es wird wohl wahr sein. Ich glaube aber daß wir ihn dort oben wieder sehen werden. Nun lieber Schatz muß ich schließen. Sonst bekommst du diesen Brief noch einen Tag später. Leb wohl dem Herrn befohlen.

Viele herzl. Grüße und Küße

Dein Georg

Grüße Onkel u Tante sowie alle Bekannten

Mit dem Schein wegen Krugmann muss ich noch warten, da hier noch keine Nachricht von Kassel eingetroffen ist, wie lange ich dort war.

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100 Jahre danach

Die Feldpostbriefe von Georg Schmiele erscheinen hier jeweils auf den Tag 100 Jahre, nachdem der gebürtige Berliner sie geschrieben hat. Was hat er im Ersten Weltkrieg erlebt und wie hat er den Krieg wahrgenommen? Veröffentlicht werden die Briefe von seinem Urenkel Carsten Fischer und Familienangehörigen.

Zur Person

Georg Schmiele

Ich bin Georg Schmiele, geboren 1888 in Berlin. Am 2. August 1914 wurde ich zum Kriegsdienst eingezogen. Wie es mir an der Front im Westen ergeht, schreibe ich meiner Frau Ida regelmäßig in meinen Briefen. Wir wohnen in Halver in Westfalen. Hier beginnen meine Feldpostbriefe und hier ist mein Lebenslauf.

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