Post von Ida

Diese Woche jeden Tag ein Lebenszeichen

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Ida Schmiele

an

Georg Schmiele
[Kuvert mit Adressangaben fehlt]

17 [Briefnummer]
Halver, den 7.8.15

Mein lieber Georg!

Jetzt ist es Samstag Nachmittag und da habe ich grade etwas Zeit. Da will ich Dir schnell noch einen kleinen Brief schreiben, Du hast diese Woche jeden Tag ein Lebenszeichen bekommen und da weiß ich Dir jetzt nicht viel zu schreiben.

Ich muß mich wundern das ich hier noch so sitze, die vorigen Tage dachte ich doch bis zum Sonntag hätte ich Dir eine freudige Nachricht schicken können. Aber wir müßen beide noch etwas Geduld haben. Es soll aber doch wohl jetzt nicht wieder Samstag darüber werden.

Alma Turk hat schon ihre Tage im Bett um. Eigendlich wollte ich ihr voran, ist aber nun nichts dran zu machen. Tante sagt die hätte einen dicken prächtigen Jungen. (Otto) Bis jetzt habe ich noch nichts gehört das Otto kommen kann. Wilh. Klabunde hat Urlaub bis er wieder einberufen wird, er ist ganz von seinen Regmt. ab, er muß sich dann wieder in Siegen stellen. Ebenso auch Robert Bergmann. Wilh. Scharwächter ist soviel ich weiß noch hinter der Front. Tante sagt es hätte schon verschiedene male an Hermann Köster geschrieben der hätte dann die Brf. im Verein vorgelesen.

Hast Du die Pakete von Herm. Köster noch nicht? Wirts wollten Dir auch noch schreiben. Diese Tage wollen wir Dir auch noch mal eins schicken. Schreib aber mal gleich wieder wann Du die 5 Paketchen bekommen hast und ob du alles noch hast genießen können. Wenn Dir der Gelee [??]schmeckt dann wollen wir Dir noch mehr schicken.

Nun schreib doch auch mal wie Du eigendlich Dein Nachtlager hast und wie es jetzt mit dem Essen ist und ob Du Dir dort auch noch was kaufen kannst, denn so etwas darfst Du doch schreiben. Ich möchte auch mal gern sehen wie Deine Wäsche aussieht.Aber ich kann Dir 100 Fragen stellen dann bekomme ich noch auf keine Antwort.

Heute Nachmittag ist Tante noch dem Friedhof und wollte die Gräber noch mal wieder etwas rein machen. Heute war auch kein Strom zum arbeiten. Unser Jungens sind heute Nachmittag im Wald gewesen zum Preißelbeeren suchen. Aber ich kann Dir sagen Gottfried und Willy sind frech. Man hört das sie die Lehre bald aus haben. Sonst weiß ich nichts mehr.

Dem lieben Gott befohlen! Viele Grüße u. Küsse D.D.D. Ida. herzl. Gr. Onk. u. Tante.

Quelle: Nachlass Schmiele, Brief Ida Schmiele vom 7.8.1915

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100 Jahre danach

Die Feldpostbriefe von Georg Schmiele erscheinen hier jeweils auf den Tag 100 Jahre, nachdem der gebürtige Berliner sie geschrieben hat. Was hat er im Ersten Weltkrieg erlebt und wie hat er den Krieg wahrgenommen? Veröffentlicht werden die Briefe von seinem Urenkel Carsten Fischer und Familienangehörigen.

Zur Person

Georg Schmiele

Ich bin Georg Schmiele, geboren 1888 in Berlin. Am 2. August 1914 wurde ich zum Kriegsdienst eingezogen. Wie es mir an der Front im Westen ergeht, schreibe ich meiner Frau Ida regelmäßig in meinen Briefen. Wir wohnen in Halver in Westfalen. Hier beginnen meine Feldpostbriefe und hier ist mein Lebenslauf.

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