Post von Georg

Butter habe ich erhalten

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Gefreiter Schmiele
Flieger Abteilung 65.
Armeeabt. Falkenhausen

An Frau

Georg Schmiele
in Halver, Südstraße
Kreis Altena Westfalen

Neudorf, 26. Juni 1915
[Datum und Ort des Poststempels]

Meine l. Ida!

Ich will dir schnell noch einige Zeilen schreiben, sonst bekomm ich schließlich noch Vorwürfe, ich hätte dir nicht oft genug geschrieben; und wenn ich schließlich jeden Tag schrieb. Was mir angeht, so kann ich es bis jetzt gut aushalten. Unser Essen ist hier sehr gut. Ich glaube daßselbe kann dir bald […] machen, also in diesem Punkt kannst du dich vollständig beruhigen. Auch sonst fehlt mir nichts. Sonst werde ich mir schon melden. Geld kannst du noch von mir bekommen. Ich bekomme jetzt für alle 10 Tage über 7 M. ich muß mich also schon anstrengen, wenn ich alles ausgeben will. Wir leben hier also wie du siehst, auf großem Fuße, wenn ich auch nur eine kleine Stiefelnummer habe. Ich will dir und Euch allen aber trotzdem nicht verbieten; ab und zu eine kleine Liebesgabe hierüber zu werfen. Weil ihr ja durchaus wollt und die Freude will ich Euch nicht verderben. Auchsonst wird noch hier für uns gesorgt. So bekommen wir alle 10 Tage 20 Zigarren und 20 Zigaretten pro Mann. Es ist der reinste Rauchklub. Natürlich wirst du wieder denken. Jetzt kommt er erst recht ans rauchen. Habe man keine Angst, ich habe fast alles verschenkt. Sonst könnte ich schließlich noch einen Zigarrenladen eröffnen. Du siehst also daß es mir ganz gut geht. Ich würde ja auch lieber wieder zu Hause sein, ein richtiges Familienleben kennt man ja bald nicht mehr. aber man kann noch froh sein, daß es so ist. Nun liebe Ida wie geht es dir denn noch. Was die nächste Zeit bringt, wissen wir nicht. Gott gebe daß alles bald vorüber ist. Ich denke Mitte August wirst du mir mehr schreiben können. Ich glaube es ist besser wenn du mir dann schreibst. Aber sofort volle Wahrheit über alles. Wo wir dann sein werden, ist unbestimmt. Von Urlaub kein Gedanke. Die Adresse ist ja immer dieselbe. Sollst du den Doktor brauchen müssen, dann aber früh genug. Du wolltest dann Doktr. Grubel aus Lüdenscheid kommen lassen. Hoffentlich ist es nicht nötig. Es soll mich mal wundern obs ein Kriegsjunge oder Mädchen ist. Unsere Luise wäre jetzt schon über 4 Jahr und Martha über 1 Jahr. Aber sie sind gut aufgehoben. Nun muß ich bald schließen, denn es wird dunkel und ich möchte den Brief noch gerne mit haben. Butter habe ich erhalten. Es ging einigermaßen aber sie war doch ziemlich dünn. Das Wetter ist zu warm dazu. Ich werde gleich nach Meinerzhagen schreiben. Ich habe schon an verschiedenen geschrieben; bekomm aber nichts wieder. Auch deine Briefe habe ich erhalten, den letzten vom 21. d. M. Ich denke du wirst bald mal etwas mehr schreiben. Wie ist es denn im Geschäft, ist noch viel Arbeit da? Onkel muß sonst sehen. daß er noch Militäraufträge bekommt. wenn die jetzigen abgelaufen sind. Nun l. Ida will ich schließen, lesen wirst du es wohl können ich habe etwas schnell geschrieben.

Nun leb wohl auf ein

baldiges Wiedersehen

Viele herzl. Grüße und Küße

Dein Georg

Ebenfalls viele herzl. Grüße an Onkel und Tante sowie alle die nach mir fragen

Schreib bald wieder

Gruß an Kösters und Eickers.

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100 Jahre danach

Die Feldpostbriefe von Georg Schmiele erscheinen hier jeweils auf den Tag 100 Jahre, nachdem der gebürtige Berliner sie geschrieben hat. Was hat er im Ersten Weltkrieg erlebt und wie hat er den Krieg wahrgenommen? Veröffentlicht werden die Briefe von seinem Urenkel Carsten Fischer und Familienangehörigen.

Zur Person

Georg Schmiele

Ich bin Georg Schmiele, geboren 1888 in Berlin. Am 2. August 1914 wurde ich zum Kriegsdienst eingezogen. Wie es mir an der Front im Westen ergeht, schreibe ich meiner Frau Ida regelmäßig in meinen Briefen. Wir wohnen in Halver in Westfalen. Hier beginnen meine Feldpostbriefe und hier ist mein Lebenslauf.

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